Rezension: Dark Canopy



"Das erste Wort, das ich nach schier endloser Zeit zu hören bekam, war: "Stufe". " 
 (S. 91)




Verlag: Script 5
Preis: 18,95 (gebunden)
Seiten: 525
Autor: Jennifer Benkau
Genre: Dystopie
 Reihe: 1. von 2 Bänden


Worum gehts?

Protagonistin Joy lebt in einen der Clans der Menschen. Diese und das ganze Land werden beherrscht von den Percents, von Menschen erschaffene Soldaten. Die Percents verdunkeln den Himmel, da sie empfindlich auf UV-Strahlung reagieren und entführen Menschen, um sie für ihre Zwecke auszunutzen.

Meine Meinung:

Wie bin ich auf das Buch gekommen?
Ich hätte es schon fast vorbestellt, aber Wörter wie "Soldaten" und "Krieg" haben mich davon abgehalten, obwohl ich Dystopien liebe. Aber viele gute Rezensionen hatten dann meine Aufmerksamkeit geweckt und auf der Leipziger Buchmesse musste ich mir es einfach mitnehmen.

Erwartungen an das Buch?
Eine spannende Geschichte über eine Welt, die im Krieg ist.

Erwartungen erfüllt?
Ja, das Buch ist spannend und fesselnd, aber charakteristisch ist eher das Wort düster. Diese Dystopie war für mich bedrückend. So beklemmend, dass ich mehrmals aufhören musste zu lesen und einen lustigen Liebesroman begann. Andererseits habe ich den Liebesroman noch nicht beendet, während ich Dark Canopy mit Pausen dazwischen geradezu verschlang. Ich bin irgendwie hin und hergerissen. Dark Canopy hat mich gefesselt und gleichzeitig hatte ich danach ein Gefühl wie Bauchschmerzen.

Der Plot, oberflächlich betrachtet, ist nicht besonders raffiniert. Ein Rebellenmädchen wird von Percents entführt, aber kommt ihren zunächst brutalen Trainer für die "Menschenjagd" näher.
Die einzelnen Personen, ihre jeweiligen vielschichtigen Hintergründe und überraschenden Aktionen, dazu die vielen Details der Welt, die man nicht in gut und böse vorschnell einteilen sollte, machen die Geschichte erst einmalig spannend, aber auch düster. Leider kann ich dazu nicht näher eingehen, denn dann würde ich spoilern. Zwei Regalböden für den spannenden und fesselnden Plot.

Die Geschichte wird in zwei Perspektiven geschrieben. Einmal die von Joy und die von Matthial, einem Freund von Joy aus dem Clan. Letztere Perspektive, fand ich überflüssig und hat meiner Meinung nach, das Buch eher schlechter gemacht, denn der Junge war mir unsympathisch und hat die Geschichte eher in die Länge gezogen.
Humor gibt es in diesem Buch sehr wenig, auch nach auflockernden Szenen kann  man nur ein, zwei finden, bei 525 Seiten wohlgemerkt. Die Personen sind fast alle entweder brutal oder (bzw. und) völlig am Ende, körperlich wie seelisch. Bei Joy findet man zeitweise alles beisammen. Ich konnte mich einfühlen in sie, aber sympathisch war sie mir nur bedingt.
Keiner, egal ob Mensch oder Percent hatte irgendwelche Anzeichen von Glück oder Zufriedenheit. Ich bin nicht der große Fan von Bücher, die gezwungen lustig sind, aber gezwungen düster, ist unerträglich.
Dagegen scheint Jennifer Benkau alles so real wie nur möglich beschreiben, da gibt es Schwangerschaften, Sex, Urin, Vergewaltigung etc. Für mich gehört Humor und Hoffnung aber zum Leben der Menschen, wie das Essen und Schlafen und war meiner Meinung nach zu gering vertreten.
Der dritte Protagonist ist Neél, ein Percent. Und dieser junge Soldat war mir doch im späteren Verlauf einigermaßen sympathisch, da er sich entwickelt. Viele Nebencharaktere sind auch interessant. Für die Protagonisten gibt es einen Regalboden von mir.

Die Welt konnte ich mir vorstellen mit den heruntergekommenen Gebäuden, wo ganzes Fensterglas selten ist. Andererseits "Dark Canopy" eine Art Hülle aus Gesteinsstaub von den Percents, die sich dadurch vor der Sonne schützen, da sie den Himmel verdunkelt, war mir suspekt. Wie kann die Vegetation mit nur zwei Sonnenstunden noch existieren? Müssten nicht gewaltige Veränderungen die Folge sein? Und wieviel sieht man dann überhaupt noch? Auf diese Fragen wurde wenig eingegangen, deshalb nur ein Regalboden von mir für das nur teilweise gelungene Setting.

Den zweiten Band werde ich mir kaufen, denn das (wer hätte das gedacht?) düsterne Cliffhanger-Ende und die Entwicklung dieser dystopischen Welt machen mich doch neugierig. Insgesamt vergebe ich nur drei Regalböden, denn ich werde für die extreme Düsternis, die mir persönlich zu viel war, einen Regalboden abziehen.

Naja, Geschmackssache





Rezension von Egoliquida

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